Sicher und nachhaltig
hamburg Anders erfahren
Es geht mir hier nicht darum, Dir die Freude an einem leichten Fahrrad zu verderben. Nur sind mir eben andere Aspekte für meinen Fahrradverleih wichtiger. Wenn Du also vordergründig an einem sehr leichten Fahrrad interessiert bist, dann solltest Du jetzt schnell weiterklicken und dich erfreulicheren Seiten zuwenden.
Die Frage nach einem leichten Fahrrad ist für mich ein wenig wie die Frage, ob Birnen schwerer sind als Äpfel. Es hängt natürlich auch von der Ausstattung ab. Und der Glaube, das Aluminiumräder in jedem Falle leichter sind als Stahlräder trifft nicht zu, wie ich gerade bei einem riskanten Selbstversuch mit meinen Fahrrädern feststellen konnte. Keine Mühen und Kosten habe ich gescheut und mit meinem Sohn Mik in geschlagenen 10 Stunden alle 300 Räder durchgewogen. Und dann waren wir überrascht, was (unsere) Räder tatsächlich wiegen.
Carbon ist sicher das leichteste Material, eignet sich jedoch aus Haltbarkeitsgründen und wegen der hohen Wartungs- sowie Anschaffungskosten nicht für meinen Fahrradverleih.
Also Alu oder Stahl? Nach rund 100 Jahren Fahrradgeschichte möchte man meinen, die Frage nach dem geeigneteren Rahmenmaterial wäre geklärt.
Stahl ist trotz seiner Härte ein elastisches Material und neutralisiert die beim Rad fahren auftretenden Kräfte, wobei ein geringfügiger Kräfteverlust hinsichtlich der Kraftübertragung auf die Straße entsteht. Bevor ein Stahlrahmen bricht, verbiegt er eher.
Alle tragenden Teile meiner Leihfahrräder sind selbstverständlich aus elastischem Stahl und können nicht brechen. Somit müssen die Räder auch nicht jedes Jahr komplett ausgetauscht werden, sondern werden gefahren, bis die Lackierung zu ramponiert ist, was nicht nur nachhaltig, sondern für alle Beteiligten auch noch günstiger ist!
Aluminium ist sehr steif und überträgt die Kräfte besser als Stahl auf die Straße. Leider ist Aluminium auch bruchanfällig, wie Dir die Reparaturwerkstatt Deines Vertrauens gewiss bestätigen wird.
Was für mich die Frage aufwirft, ob eine Gewichtsersparnis von bummeligen 500 bis 1000 g (gemessen bei meinen Rädern) in einem gesunden Verhältnis zu sicherheitsrelevanten Überlegungen hinsichtlich der Verwendung von Aluminium steht.
Hinzu kommt der Umstand, das die in Aluminiumrädern so gerne verbauten und oft recht reparaturfreudigen Federgabeln einen beträchtlichen Teil des eingesparten Gewichtes wieder aufheben.
Übrigens sind Fahrradrahmen aus Aluminium nicht nur wegen der kürzeren Lebenserwartung sondern auch wegen der erheblich schlechteren Energieeffizienz nicht besonders nachhaltig.
Wem Aluminiumrahmen und Federgabeln also am Ende wirklich von Nutzen sind, mögest Du selbst entscheiden. Frage doch mal spaßeshalber, wie lange Dir der Fahrradhändler Deines Vertrauens eine Garantie auf die von ihm verkauften Aluminiumrahmen gibt!
Wenn es Dir nur um Gewichtsersparnis geht, kannst Du gewiss ein Rad mit nur 5 kg zusammenstellen, indem Du alles, was irgendwie haltbar und alltagstauglich ist, einfach weg lässt. Jedem, der irgendwie etwas davon versteht, wird dann klar sein, das Du hunderte von Euro in diesem Wunderwerk versenkt hast. Die Tour de France wirst Du damit trotzdem nicht gewinnen, das geht anders.
Die etwa 300 Fahrräder des Fahrradverleihs "Hamburg anders erfahren" dienten den folgenden Durchschnittswerten als Grundlage. Bei den Stahlrahmen verwende ich bereits leichte Baureihen. Es gibt natürlich noch leichtere und erheblich schwerere.
Die an jedem Rad befindlichen Schlösser (div. Abus* Spiralschlösser ~ 500 g) wurden mitgewogen, es geht hier schließlich nicht um Schönfärberei. Bedenke bitte beim Gewichtsvergleich mit anderen Rädern, das Sicherheit, Zuverlässigkeit und Haltbarkeit meine wichtigsten Prioritäten sind; erst danach kommen Gewichtsersparnisse in Betracht.
Aktuelle Citybikes aus Stahl mit Vollausstattung, d.h. Nabendynamos, 7-Gang Nabenschaltung, Schutzbleche, Stahlgepäckträger und Stahllenker wiegen zwischen 19 und 20 kg; das entspricht Fahrrädern aus den 50-er Jahren! City Bikes mit Aluminiumrahmen wiegen bei gleicher Ausstattung (ohne Federgabeln!) bis zu einem Kilo weniger, was bei rund 20 kg allerdings einen geringen spürbaren Effekt hat. Meine leichtesten City Bikes wiegen zwischen 17 und 19 kg und sind aus Edelstahl gefertigt.
Die Trekkingräder aus Stahl/Aluminium mit Vollausstattung wiegen zwischen 16 und 19 kg, wobei zu bemerken ist, das das leichteste Trekkingrad einen Stahlrahmen (ohne Federgabel) hat. Teile der Gewichtsersparnis sind auf die leichteren Schaltungen zurückzuführen.
Die Mountain Bikes* (26'zoll) aus Aluminium ohne Federgabel liegen durchschnittlich bei 14 kg und die aus Aluminium plus Federgabel bei 15 kg. Mein kostspieligstes Mountain Bike (Fieberglas und Federgabel) wiegt 13,5 kg. Logischerweise gibt es leichtere, deren Einsatz in diesem Fahrradverleih aufgrund der hohen Anschaffungskosten und geringen Nachfrage für mich jedoch nicht in Frage kommen.
*ohne Gepäckträger, Lichtanlage und Schutzblechen
Aktuelle Kinderräder (24' zoll) mit Aluminiumrahmen und Nabendynamo sowie 3-Gang Nabenschaltung wiegen durchschnittlich niederschmetternde 14,5 kg, was für einen Zwerg wirklich kein Vergnügen sein dürfte...
Die Tandems (Stahl) fliegen mit 29 kg über Hamburgs Straßen, wobei wir bei "geteilter Freud' ist doppelte Freud' " bei charmanten 14,5 kg pro Person landen...
Das Pedersen* Rad des Verleihes wiegt ohne Schloss 15,9. Mehr dazu
Die leichtesten Räder dieses Fahrradverleihes sind die klassischen Rennräder (Stahlrahmen, 80-er Jahre), die im Durchschnitt bei schmeichelhaften 11,5 kg liegen. (logischerweise ohne Gepäckträger, Lichtanlage und Schutzblechen )
Das sind für mich gut gewartete Räder; na klar, meine Babys, Schraube für Schraube liebevoll zusammengefügt, dabei so leicht wie möglich, doch bei den tragenden und sicherheitsrelevanten Komponenten wie Rahmen, Lenker und Gepäckträger vorzugsweise aus Stahl. Somit bist Du mit Stahl hinsichtlich der Sicherheit und Zuverlässigkeit bestens bedient! Lies dazu: nachhaltige Komponenten!
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